Fast kreisförmig soll er sein, der Herthasee, laut Wikipedia zumindest. An einen Kreis habe ich im Zusammenhang mit diesem See tatsächlich noch nie gedacht. Eher läuft meine Fantasie zurück in der Zeit, wenn ich an diesem dunklen See vorbei wandere.
Sagen und Geschichten wurden von jeher schon gern genutzt, um bestimmte Orte interessant zu machen. Oder, um Menschen davon fernzuhalten. Auf Rügen nutzte schon im 19. Jahrhundert ein Gastwirt dieses „Stilmittel“ für seine Werbung aus. Er arrangierte sogar das Umfeld von Herthaburg und Herthasee inklusive dem Opferstein ansprechend. Kinder sollen sich in dieser Zeit in der Urlaubszeit mit Schauergeschichten Taschengeld verdient haben. Geschichtenerzählen anstatt … ja, was mögen Kinder von der Insel in dieser Zeit in ihren Ferien getan haben?
Heute sind die Sagen und Geschichten rund um diese Gegend lange nicht mehr so präsent. Auf ihren Weg von Hagen zum Königsstuhl durchwandern Jahr um Jahr viele Gäste den Nationalpark Jasmund und begegnen keinem Geschichtenerzähler mehr. Informationstafeln geben Erklärungen zur Kreideküste und zu der Geschichte der Herthaburg. Groß und Klein erfahren viel über die Natur und erdgeschichtliche Entwicklung – und verschweigen doch die vielen spannenden Geschichten.
Herthasee, die Sagen & Geschichten
Die Gottheit Nerthus (Hertha, Mutter der Erde) soll nach der ältesten Sage mit einem von Kühen gezogenen Wagen übers Land gezogen sein, um Glück und Frieden zu bringen. Sie belohnte die Bauern für ihre Mühen „mit reichen Früchten“. Am Ende dieser Reise wurden Göttin und Wagen in dem entlegenen See gebadet. Den Helfern dankte die Göttin nicht großzügig. Um das Geheimnis um den See zu wahren, wurden sie von dem See verschlungen. Noch heute sammeln sich die Geister der Ertränkten am Ufer.
Diese Sage entstand ca. um 98 n. Chr. Und klingt schon sehr danach, als wenn Eltern ihre Kinder von dem See fernhalten wollten. Zu dem Herthasee passt sie jedoch perfekt. Das Ufer ist an einigen Stellen seicht genug, um mit einem Wagen hineinfahren zu können …
Mit der Zeit wurde diese Sage weiter ausgeschmückt, sogar von Brandopfern wird gesprochen. In Theodor Fontanes Roman Effi Briest führen die Erzählungen sogar zu einem fluchtartigen Urlaubsabbruch von Effi. Die Geschichte hat sie arg deprimiert.