Was hat der Königsstuhl mit der Victoriasicht zu tun?
Der wohl berühmteste Kreidefelsen von Deutschland ist der Königsstuhl auf der Insel Rügen. Aus Richtung Sassnitz gesehen markiert er das Ende der auf viele Kilometer sichtbaren Kreideküste. Für den Wanderer aus Richtung Lohme wiederum beginnt mit dem Königsstuhl die beeindruckende Kreidefelsenküste.
Das beste Foto vom Königsstuhl?
Wenn Du direkt auf dem Königsstuhl stehst oder in naher Zukunft auf dem neuen Königsweg über ihn schwebst, wird es Dir unmöglich sein, ihn in seiner ganzen Schönheit zu fotografieren. Was Du eigentlich von dort aus fotografierst, ist die Victoriasicht. Um den Königsstuhl zu fotografieren, braucht es schon ein bisschen Abstand. Und so heißt es, nach dem Besuch des Nationalparkzentrums den richtigen Aussichtspunkt für Dein wichtigstes Erinnerungsfoto von Deinem Rügenurlaub zu finden!
Richtung Victoriasicht Rügen
Du verlässt dafür ganz einfach das Nationalparkzentrum und gehst, mit dem Zentrum im Rücken, in Richtung Hochuferweg. Nebenbei gesagt, gilt dieser Wanderweg als einer der schönsten an der Ostseeküste. Du magst nicht weit laufen? Bis zu den Aussichtpunkten ist es nicht weit und es lohnt sich!
Wie viele Aussichtspunkte gibt es?
Wenn Du dem Hochuferweg Richtung Sassnitz folgst, kommst Du schon nach wenigen Minuten direkt an dem ersten Aussichtspunkt vorbei. Und hier erwartet Dich endlich die bekannte Rügen-Postkarten-Ansicht vom Königsstuhl. Vergiss unterwegs jedoch nicht, immer wieder nach links Richtung Ostsee zu schauen. Also, ich bekomme von diesem Blick nie genug.
Schon alles gesehen?
Geh nicht schon nach dem ersten Punkt wieder zurück! Du hast noch lange nicht alles gesehen! Auch die zweite Aussichtsplattform an der Kreideküste bietet einen schönen Blick auf den Königsstuhl. Und der dritte, die Victoriasicht Rügen, ist ein Highlight für sich!
Die Victoriasicht auf Rügen
Jetzt bist Du also endlich bei der Victoriasicht angekommen und bist vielleicht ein bisschen überrascht. Von diesem kleinen Balkon, 108 m, über der Ostsee bietet sich direkt unter Dir eine völlig neue Sicht auf die Kreideküste. Zugegeben, für manch einem ist das Betreten eine Herausforderung. Für Dich auch?
Sicherheit geht vor!
Die Victoriaaussicht ist selbstverständlich TÜV geprüft! Es gibt dafür zwar keine festgelegten Vorschriften, aber die DEKRA hat sich etwas einfallen lassen. Bei der Prüfung werden nach und nach Sandsäcke auf den Balkon gestapelt und gemessen, ob die Sicht dabei bewegt. Und wenn ja, wie viel. Am Ende wird die Standfestigkeit mit über eine Tonne belastet! Alles für die Sicherheit der Besucher! Hoffen wir also, dass die Victoriasicht diese Prüfung noch viele Jahre besteht und von den Mutigen von uns betreten werden kann.
Königlicher Besuch auf Rügen
Direkt vor der Victoriasicht findest Du einen Gedenkstein mit Aufschrift, die auch das Rätsel um den Namen der Victoriasicht löst. 1865 besuchten König Wilhelm der I. und seine Schwiegertochter, Kronprinzessin Victoria von Preußen, die Insel Rügen und ihre Kreidefelsen auf der Halbinsel Jasmund. Jahre später wurde in Gedenken daran diese eiserne Aussichtsplattform errichtet und Victoriasicht genannt. Ob der König und Victoria genau an diesem Platz standen, ich weiß es nicht. Ich freue mich aber bei jedem Besuch der Victoriasicht, über diesen grandiosen Ausblick auf die Kreideküste unter ihr und den Königsstuhl links von ihr.
Meine Deutung des Gedenksteins
Über viele Jahre war dies meine Geschichte, wie dieser Aussichtspunkt zu seinem Namen „Victoriasicht“ gekommen ist. Bei der Recherche zu diesem Artikel musste ich diese kleine Geschichte jedoch „begraben“. Lass´ es Dir erklären.
Wer war die Kronprinzessin Victoria von Preussen?
Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha war eine Prinzessin des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und eine Tochter von Königin Victoria von Großbritannien. Sie wurde am 21. November 1840 im Buckingham Palace, London, geboren und verstarb am 15. August 1901 in Schloss Friedrichshof, Kronberg im Taunus. Sie heiratete 1843 den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der später für nur 99 Tage König Friedrich III. von Preußen wurde. Sie hatten zusammen acht Kinder, darunter auch der spätere Kaiser Wilhelm II. von Deutschland.
Victoria war bekannt für ihre Wohltätigkeitsarbeit und ihr Interesse an Kunst und Kultur. Sie unterstützte auch viele soziale und philanthropische Projekte und war eine engagierte Fürsprecherin für Frauenrechte und Bildung.
Das klingt nach einer interessanten Persönlichkeit, meine ich und habe neugierig weiter recherchiert.
Die Kinder von Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha
Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha hatte insgesamt acht Kinder mit ihrem Ehemann, Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, später König Friedrich III von Preußen:
- Wilhelm II, der letzte deutsche Kaiser und König von Preußen.
- Charlotte, Prinzessin von Preußen, sie heiratete den Herzog von Saxe-Meiningen
- Henry, Prinz von Preußen
- Sigismund, Prinz von Preußen
- Viktoria, Prinzessin von Preußen, sie heiratete den Herzog von Connaught and Strathearn
- Waldemar, Prinz von Preußen
- Sophie, Prinzessin von Preußen, sie heiratete den Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha
- Margarete, Prinzessin von Preußen, sie heiratete den Herzog von Schleswig-Holstein.
Wilhelm II, der letzte deutsche Kaiser und König von Preußen, war der bekannteste Sohn und hatte eine wichtige Rolle in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Also hatte Victoria keine unbedeutende Rolle in unserer Geschichte, das behalten wir mal im Hinterkopf.
Welche Wohltätigkeitsprojekte hat sie unterstützt?
Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha hat sich während ihres Lebens für eine Vielzahl von Wohltätigkeitsprojekten und sozialen Projekten engagiert. Einige Beispiele dafür sind:
- Sie hat sich für die Verbesserung der Bildung von Frauen eingesetzt und unterstützte zahlreiche Projekte, die auf die Förderung von Bildung und beruflichen Möglichkeiten für Frauen abzielten.
- Sie hat sich auch für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen und Kindern eingesetzt und unterstützte zahlreiche Projekte, die auf die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden von Frauen und Kindern abzielten.
- Sie hat sich auch für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Arbeitern und sozial Benachteiligten engagiert und unterstützte zahlreiche Projekte, die auf die Verbesserung der Lebensbedingungen von Arbeitern und sozial Benachteiligten abzielten.
- Sie hat sich auch für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kriegsveteranen und Kriegswitwen eingesetzt und unterstützte zahlreiche Projekte, die auf die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kriegsveteranen und Kriegswitwen abzielten.
Victoria hatte also eine enge Beziehung zu verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen und zu verschiedenen sozialen und philanthropischen Projekten. Oft bekleidete sie dabei eine aktive Rolle in deren Förderung und Unterstützung.
Ob dies hauptsächlich ihrer Position oder doch ihren eigenen sozialen Interesse geschuldet war, weiß ich natürlich nicht. Der Umfang der beschriebenen Unterstützung hat mich jedoch beeindruckt.
Weniger überrascht hat mich hingegen ihr Interesse an der Kunst.
Kronprinzessin Victoria von Preussen und die Kunst
Es gibt also nicht wenige Berichte darüber, dass Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha sich für die Förderung von Kunst und Kultur engagiert hat und dass sie Künstler unterstützt hat. Darunter Maler, Bildhauer, Schriftsteller und Musiker.
Ihre Unterstützung könnte wohl in Form von Finanzierung, Förderung ihrer Karriere, oder durch die Erwerbung ihrer Werke für ihre Sammlungen gewesen sein. Victoria hatte auch eine enge Beziehung zu verschiedenen Kunst- und Kulturorganisationen und hatte oft eine aktive Rolle in deren Förderung und Unterstützung.
Und wer war König Wilhelm der I.
König Wilhelm I. war der erste König des Deutschen Reiches und regierte von 1871 bis 1888. Er war zuvor König von Preußen und führte Preußen während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870-1871 an, der zur Gründung des Deutschen Reiches führte.
Er war der Schwiegervater von Victoria.
Und nun bekommen wir langsam den Bogen zu beider Rügenreise.
Beides waren bekannte Persönlichkeiten und seinerzeit wohl Jedermann bekannt. Dieser Fakt ist ausreichend belegt, meine ich.
Aber …
Hat Victoria die Insel Rügen bereist?
Obwohl die Insel Rügen in der Vergangenheit ein beliebter Ort für die deutsche Aristokratie war, gibt es keine Berichte darüber, dass Victoria jemals dort gewesen ist.
Ok, schade. Schwer festzustellen. Tatsächlich konnte ich keine Aufzeichnungen oder bestätigte Quellen dazu finden. Die sich gegenseitig zitierenden Reiseführer halte ich dafür auch nicht gerade geeignet.
Zweifeln lässt mich generell an dieser Reise die Zeit und das nicht gerade als gut beschriebene Verhältnis von Schwiegervater und Schwiegertochter.
Ist Victoria an andere Orte gereist?
Ja, Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha hat während ihres Lebens viele Reisen unternommen. Sie hatte die Gelegenheit, viele Orte in Europa und darüber hinaus zu besuchen. Sie hatte beispielsweise die Möglichkeit, ihre Verwandten in Großbritannien, darunter ihre Großmutter Königin Victoria, zu besuchen. Sie hatte auch die Gelegenheit, viele Länder in Europa zu besuchen, darunter Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande.
Sie hatte auch die Gelegenheit, Nordafrika und die Türkei zu besuchen. Victoria hatte auch die Möglichkeit, mehrere Staatsreisen mit ihrem Ehemann, Prinz Friedrich Wilhelm, zu unternehmen. Sie hat beispielsweise Russland, Schweden und Dänemark besucht. Sie hatte auch die Möglichkeit, mehrere Orte in Deutschland zu besuchen, darunter Berlin, Potsdam und verschiedene bayerische Orte.
Also ist sie generell auch gereist, auch weiter und so wäre mal ein Abstecher nach Rügen durchaus drin gewesen …
Hat die Rügenreise denn nun stattgefunden?
Leider wird das Verhältnis von Victoria zu ihrem Schwiegervater als ein sehr schwieriges beschrieben, so schwierig, dass beide politisch „anders“ ausgerichtet waren und es in der Familie kein eitler Sonnenschein herrschte. Ein gemeinsame Reise erscheint mir so sehr unwahrscheinlich und so überrascht es nicht, dass sich dafür auch keine Belege finden lassen.
Der Gedenkstein an der Victoriasicht
Bei genaueren Hinsehen musste ich dann auch feststellen, dass auf dem Gedenkstein keineswegs was über eine gemeinsame Reise der Beiden „steht“, sondern „nur“
„Victoria-Sicht vom König Wilhelm I. benannt am 19. Juni 1865“.
Danach müsste also zumindest Wilhelm I. die Insel rügen und die Kreidefelsen besucht haben.
Leider, leider gibt es darüber aber auch keine Belege … oder ich konnte sie nicht finden.
Wenn man sich allerdings die politischen Irrungen und Wirrungen dieser Zeit anschaut, so wird auch diese Reise in meinen Augen immer unwahrscheinlicher.
Woher kommt nun der Name Victoriasicht?
Meine These!
Bereits die alten Sagen rund um den „Herthasee“ (Link auf Blogbeitrag) wurde im 19. Jahrhundert seitens eines Gastwirts kräftig „aufgepimpt“, um den Ort als Ausflugsziel für zahlungskräftiges Klientel interessanter zu machen.
Warum also nicht gleich den ersten Deutschen Kaiser und die Kronprinzessin Victoria für die Werbung „benutzen“? Das dürfte genau das gewollte Klientel angezogen haben.
